Jahrespressekonferenz der Spielwarenbranche: Fachhandel und Marken gegen die Krise
Die wirtschaftlichen Herausforderungen setzen auch die Spielwarenbranche unter Druck: Ein Umsatzrückgang von 3 % im Jahresverlauf, steigende Konkurrenz durch Billigplattformen und die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher machen den Markt schwieriger. Doch bei der Jahrespressekonferenz der Branche zeigte sich, wie gezielte Strategien auf Qualität, Sicherheit und persönliche Beratung den Fachhandel stärken sollen. Ein Blick auf die Innovationen, Erfolgsprodukte und die Erwartungen für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
Krisenstimmung in der Spielwarenwelt: Ein Minus von 71 Millionen Euro
Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht auch vor der Spielwarenbranche nicht Halt. Die Folgen der Inflation und der immer noch angespannte Konsumsektor treffen die Hersteller und Händler hart. Bisher beläuft sich der Umsatzrückgang im Jahr 2024 auf rund 71 Mio. Euro – ein Rückgang von 3 %. Besonders betroffen sind Großmärkte und weniger spezialisierte Einzelhändler, da viele Verbraucher in Zeiten finanzieller Unsicherheit auf Schnäppchenplattformen ausweichen. Dennoch hält Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Handelsverbands Spielwaren (BVS), am Optimismus fest: „Nach Spar-Modus kommt Spendier-Laune“, erklärt er. Die Zahlen des Weihnachtsgeschäfts könnten das Jahr für viele Händler und Marken noch drehen, denn die letzten zwei Monate sind traditionell die umsatzstärkste Zeit.
Stationärer Fachhandel im Rampenlicht: Vertrauen, Sicherheit und ein echter Mehrwert
Während der Online-Handel boomt und Billigprodukte aus Fernost verlockend wirken, spielt der stationäre Fachhandel seine ganz eigenen Stärken aus. „Mit dem Leben seiner Kinder spielt man nicht“, betont Rainer Wiedmann vom BVS. In vielen deutschen Städten und Gemeinden schätzen Eltern die Sicherheit und Verlässlichkeit, die der stationäre Handel bietet – von der Qualitätsprüfung bis zur Beratung. Die unmittelbare Verfügbarkeit und das breite Sortiment geprüfter Markenprodukte vermitteln den Kunden ein Gefühl der Sicherheit, das online oft fehlt. Vor allem in der stressigen Vorweihnachtszeit, wenn die Suche nach dem perfekten Geschenk beginnt, setzen viele Verbraucher auf die Fachgeschäfte, die nicht nur die Beratung, sondern auch die Garantie für qualitativ hochwertige und sichere Produkte bieten.
Die Bedeutung des Fachhandels wird durch eine weitere Herausforderung verstärkt: den steigenden Druck durch Billigplattformen, die vielfach auf Sicherheits- und Qualitätskontrollen verzichten und riskante Spielzeuge auf den deutschen Markt bringen. Ein billiger Preis ist oft das einzige Verkaufsargument, doch die Konsequenzen tragen am Ende die Verbraucher. Wiedmann und seine Kollegen warnen: Gerade bei Spielwaren, die Kinder direkt nutzen, darf der Preis nicht das einzige Kaufkriterium sein.
Billigplattformen unter Beobachtung: Ein Appell für sichere Produkte
Die wachsende Bedeutung von Billigplattformen wie Temu, Wish oder Shein bereitet der Spielwarenbranche große Sorgen. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DVSI) zeigt, dass 88 % der befragten Branchenvertreter negative Auswirkungen durch solche Plattformen sehen. „Wir reden hier über die Sicherheit unserer Kinder“, erklärt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des DVSI, „und da muss es klare Haftungsstandards geben.“
Insbesondere der DVSI setzt sich für eine strengere Haftungsregelung auf EU-Ebene ein, die nicht nur Hersteller, sondern auch Plattformen für die Produktsicherheit in die Pflicht nimmt. Bisher lassen sich Anbieter oft leicht aus der Verantwortung ziehen, da keine klaren Vorschriften existieren, wer für die Qualität und Sicherheit der angebotenen Produkte haftet. Der DVSI fordert, dass Anbieter künftig eine lückenlose Dokumentation zur Produktsicherheit bereitstellen und Plattformen die Überprüfungspflichten erfüllen müssen. So soll verhindert werden, dass minderwertige Spielzeuge auf den Markt gelangen und dadurch eine potenzielle Gefahr für Kinder darstellen.