BÜROKRATIE KOSTET MILLIARDEN
Deutschlands Attraktivität als Wirtschaftsstandort nahm in den letzten Jahren erheblich ab. Darüber herrscht Konsens und das sieht die Spielwarenbranche nicht anders. Jetzt hat sich Deutschland entschieden, dass eine neue Berliner Mannschaft das Land aus der tiefen strukturellen Krise führen soll. Kommt nach der Zeitenwende nun die Wirtschaftswende? Die Spielwarenbranche hätte da schon ein paar Wünsche vorzubringen, was anders werden müsste, damit es besser wird.
Von Ulrich Texter
Mit dem berühmt gewordenen Wahlkampf-Slogan „It's the economy, stupid!“ gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahlen. Wirtschaft – neben der irregulären Immigration – war auch das beherrschende Thema des Wahlkampfes zum 21. Bundestag, während Klimaschutz, Energiepolitik, Verkehr, Bildung oder Wohnungsbau kaum eine Rolle in den diversen Medien-Battles und auf den Straßen wie Sälen spielten. Das überrascht nicht. Deutschlands Attraktivität als Wirtschaftsstandort ist nur ein Schatten der Vergangenheit. Die Bürger plagen Verlustängste. 63%¹ der Bevölkerung äußern Ängste und Unsicherheiten und Experten befürchten, Deutschland schlittert in ein weiteres Rezessionsjahr.
Paradoxerweise gehen in den Verbraucherumfragen die persönlichen Einschätzungen der eigenen Situation und die Bewertungen der gesamtwirtschaftlichen oft weit auseinander. Das einstige Vorzeigeland Deutschland, so unlängst das Rheingold Institut², wird als marode, die Wirtschaft auf einem absteigenden Ast erlebt. 55%³ der Befragten betrachten ihre eigene Wirtschaftslage als gut, die allgemeine allerdings nur 6%. An dieser vorherrschenden schlechten Stimmung, dass es mit Deutschland den Bach runter und eben nicht raufgeht, dürfte nicht zuletzt die „menschgewordene Wärmepumpe“ (Rheingold) in Gestalt des grünen Bundeswirtschaftsministers der Ex-Ampel beigetragen haben. Das angekündigte „grüne Wirtschaftswunder“ blieb jedenfalls aus. Eine solche Feststellung wäre aber wohl in der Merkelschen Terminologie „nicht hilfreich.“
Vor zehn Jahren lag Deutschland laut IMD World Competitiveness Center⁴ auf der Rangliste der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt noch auf Platz 6. Inzwischen tummelt sich das Land der Dichter und Denker, das immer so stolz auf seine Sekundärtugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit, Qualität und Zuverlässigkeit war, auf dem 24 Rang. Es dürfte in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wohl ein Novum gewesen sein, dass ein Aktionsbündnis aus knapp 100 Unternehmen und Verbänden(Die Familienunternehmen e.V.: „Die Lage ist verheerend.“⁵) am 29. Januar zum bundesweiten Wirtschaftswarntag und Unternehmen wie Verbände aufriefen, vor das Brandenburger Tor zu marschieren, als der Wirtschaftsminister seinen Jahreswirtschaftsbericht vorstellte. Mehr als tausend Unternehmer gingen in Berlin auf die Straße, um eine Wirtschaftswende zu fordern. Immerhin kann man es auch als Zeichen verstehen, dass die Demokratie intakt ist.
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