DeepDive von Planet Toys

Liebe planet toys Community,

Ein Großer geht. Anlass genug, um mit ihm über Erfahrungen und Zukunftsaussichten zu sprechen. 

Lesen Sie das große Abschiedsinterview mit Thorsten Koss, der den Schritt vom Geschäftsführer bei Gollnest & Kiesel zum Romanautor wagt.

Viel Spaß beim Lesen.

Ihr Team von planet toys

Persönlichkeiten

Thorsten Koss
Der „King of Horror“, Stephen King, zählt zu seinen literarischen Ikonen. Mitte Juni erscheint mit „Kein Zurück“ ein neues Werk des amerikanischen Autors. Kein zurück gilt ab sofort auch für Thorsten Koss. Er ist jetzt weg. Zeit zum Schreiben hat er nun genug.
VON STORYTELLER ZUM GESCHICHTENERZÄHLER

Thorsten Koss gestaltete die Spielwarenbranche mehr als zwei Jahrzehnte lang mit – als kreativer Kopf bei Revell und als Führungspersönlichkeit bei Gollnest & Kiesel. Dabei entwickelte er nicht nur Produkte, sondern erzählte auch Storys, prägte Marken und setzte Trends. Jetzt, mit 63 Jahren, schlägt er ein ganz neues Kapitel auf: Statt Spielzeuge fließen künftig Romane aus seiner Feder. Ein Gespräch über Abschiede, Neuanfänge – und den Reiz, Träume wahr werden zu lassen.

Herr Koss, nach über 20 Jahren in der Spielwarenbranche – welches Erlebnis bleibt Ihnen am stärksten im Gedächtnis?
Die allererste Spielwarenmesse. Ich war geradezu erschlagen von der Vielfältigkeit der Branche. Die kannst du ja gar nicht vollumfänglich kennenlernen, dachte ich. Ich kam ja von einem Oligopol mit eigentlich nur fünf bedeutenden Playern. Und ich habe mich gewundert, warum die Spielware so von Neuheiten getrieben ist. Schließlich wachsen die Verwender ja aus den Spielzeugen raus und die nächsten rein – für die es dann ja wieder Neuheiten sind. Bei der Zigarette, die Branche, aus der ich kam, waren Innovationen eher eine Seltenheit. Und auf der Messe – Neuheiten über Neuheiten.

Sie waren bis Anfang des neuen Jahrtausends Global Marketing Manager bei Reemtsma. Die Marketing-Budgets für Below-the-line-Marketing waren dort in den Achtziger und Neunzigern noch prall gefüllt. Waren Bünde und der Plastikmodellbau, wo eher Schmalhans regiert, nicht ein Kulturschock für Sie?
Na ja, die Budgets konnte man tatsächlich nicht vergleichen. Aber das fördert bekanntlich die Kreativität. Und zudem war und ist das Spannende an der Branche ja gerade die Produktpolitik. Immer wieder Neues zu entwickeln, neue Ideen, neue Zielgruppen zu erschließen und nicht mit Riesenbudgets um bestehende zu kämpfen. Das macht den Reiz der Branche auch aus.

Mit der Philharmonie der Nation und Justus Frantz flogen Sie damals sogar um den Globus, weil Reemtsma Sponsor der Davidoff Friendship Tour war. Sogar im UN-Plenarsaal waren Sie. Sie atmeten den „Duft der großen weiten Welt“, um einen damaligen Claim zu zitieren. Was haben Spielwaren, was Davidoff und die völkerverbindende Kraft der Musik nicht haben?
Auch wenn ich ab und an mit der Philharmonie der Nationen unterwegs war und hinter dem Orchester und den Tourneen auch eine friedensstiftende Botschaft stand, am Ende geht und ging es natürlich um die Zigarettenmarken. Und Reisen ist ja nicht per se ein Wert. Wobei man bei der Spielware ja durchaus auch viel unterwegs ist, zum Beispiel in Asien – einem sehr spannenden Kulturkreis. Darüber hinaus gab es ja auch die einschlägigen Lizenzmessen, die ich immer sehr spannend fand, weil das Medium Film mich auch immer sehr interessiert hat. Aber vor allem ist Spielen etwas zutiefst im Menschen verwurzeltes. Soziale Interaktion, Freude, Lernen, Emotion, Erschaffen von Welten – dafür die Werkzeuge, die Spielwaren zu entwickeln, das ist mehr als blauer Dunst. 

Thorsten Koss
Die dunkle Seite der Macht mit seinem „Bad Boy“ Darth Vader übte für viele Jahre geradezu eine magische Anziehungskraft auf Thorsten Koss aus – bis er ihr 2015 endgültig entsagte und zum wahren Glauben konvertierte und die Kraft der Beißringe entdeckte.

Sie haben den Modellbau bei Revell mit Star Wars neue Impulse gegeben. Was war damals die größte Herausforderung – und der schönste Moment?
Es gab zwei große Herausforderungen. Die erste war sicherlich die interne Überzeugungsarbeit. Denn die Lizenzen und das Produktsortiment im Modellbau kamen damals eher nicht aus dem Entertainmentbereich, sondern das Sortiment setzte sich vor allem aus realen Vorbildern zusammen. Die zweite ergab sich aus dem Entwicklungsprozess im Modellbau, der ja inklusiver Erstellung der Formen durchaus über ein Jahr dauern kann. Dies bedeutete, dass man die Raumschiffe selektiert haben musste, bevor überhaupt der Film fertig war. Dies führte dann fast zwangsläufig auch zum schönsten Moment, dem Besuch von Lucas Film auf der Skywalker Ranch, südlich von San Francisco. Zuerst eine Führung über diese berühmte Ranch und dann in einem kleinen Kino zu sitzen, bei der noch einfach animierte Raumschiffe über Green Screen flogen, das war schon etwas Besonderes. In einer so frühen Phase war das ja alles noch Top-Secret.

Nach einem kurzen Intermezzo in Dietenhofen wurden Sie Geschäftsführer bei Gollnest & Kiesel. Das Unternehmen steht für Nachhaltigkeit und soziales Engagement. Wie hat diese Firmenkultur Ihre Arbeit geprägt – und vielleicht auch Ihre Sichtweise auf die Branche verändert?
Als ich bei Gollnest & Kiesel anfing, war der Klimawandel ja schon das große Thema. Aber goki hat ja schon Jahrzehnte früher mit seinem Engagement begonnen. So schließt sich der Kreis vom nachhaltigen Rohstoff Holz hin zur Aufforstung. Und die Ermöglichung einer lebenswerten Welt durch den Schulenbau in der 3. Welt. Das Entscheidende ist ja, das unsere gesamte Branche Spielzeuge für die Kinder anbietet und damit im Grunde für sie arbeitet. Gerade deswegen sollten wir uns um deren Zukunft Gedanken machen und uns engagieren. Und hier war und ist goki schon lange ein Vorreiter.

Wenn Sie auf die Spielwarenbranche der letzten zwei Jahrzehnte blicken: Was war der größte Wandel, den Sie miterlebt haben?
Eine der großen Veränderungen ist sicherlich das starke Wachstum des Lizenzbereiches bei Spielzeugen. Hier hat Deutschland an die internationalen Märkte aufgeschlossen. Das zweite eher traurige Thema ist das Verschwinden der Spielzeuggeschäfte aus den Innenstädten. Gerade sie haben doch Abwechslung und Farbe in das Einerlei von einem Modegeschäft neben dem nächsten gebracht. Positiv ist wiederum, wie die klassische Spielware über die Jahre die Konkurrenz der Computerspiele weggesteckt hat. An die damaligen Unkenrufe kann ich mich noch gut erinnern.

Die Spielwarenbranche kämpft seit Jahren um mehr Anerkennung in der Politik, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung, während die Games-Branche gefördert wird. Ist die Branche diesem Ziel in Ihrer Zeit ein weniger nähergekommen?
Leider nicht so stark, wie es ihrer gesellschaftlichen Bedeutung entspricht. Wir kümmern uns ja, wie ich schon ausgeführt habe, um die nächsten Generationen. Wir sind Kulturgut und gerade Deutschland hat eine lange Geschichte und Tradition in der Spielzeugherstellung.
Thorsten Koss
Zur rechten Seite am richtigen Ort mit dem richtigen Propheten, der dem Hongkong-Fan Thorsten Koss dezent darauf hinwies, dass „Dreams“ auch wahr werden können, wenn man nur genug Durchhaltewillen mitbringt. Heute heißt das Resilienz.


Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie der Spielwarenbranche für die Zukunft mit auf den Weg geben?
Dass sich die Branche dem allgemeinen Trend zur Konzentration widersetzt und ein Spielplatz vieler kleiner, unabhängiger Mittelständler bleibt.

Vor ein paar Tagen ist Ihr erster Roman auf den Markt gekommen. Was bedeutet Ihnen dieses Projekt persönlich und wann geht’s auf Lesereise?
Es ist ein langgehegter Traum, der in Erfüllung geht. Den Anfang der Geschichte trug ich schon lange mit mir herum. Aber erst 2018 fand ich die Muße den Roman zu schreiben. Tatsächlich war es dann fast wie eine Sucht. Jeden Abend saß ich Stunden am Rechner, und das meiste fügte sich dann einfach zusammen. Selbst Handlungsstränge ergaben sich von fast alleine. Ich weiß nicht, ob es bei jedem Schreiberling so ist, aber im Grunde habe ich den Roman gelebt. Und in den Jahren danach habe ich immer wieder mal daran rumgefeilt und dann auch einen Verlag gefunden. Dass jetzt mein Abschied fast zeitgleich mit der Veröffentlichung zusammenfällt, ist eine glückliche Fügung, denn am Ende entscheidet ja der Verlag über den Termin. Und das erste gedruckte Exemplar in den Händen zu halten, ist schon ein besonderer Moment. Jetzt würde ich mich natürlich freuen, wenn das Buch die Leser so fesselt, wie mich beim Schreiben. 

Und die Lesungen?
Die erste Lesung fand tatsächlich am Freitag, den 25. April im Literaturcafé des Periplaneta Verlages in Berlin statt. Allerdings hatte da der Lektor das Buch vorgestellt. Ich selbst habe erst jetzt die Zeit, Lesungen zu organisieren. Aber ich freue mich sehr darauf.

Last but not least, gibt es für Leser aus der Spielwarenbranche Sonderkonditionen und wenn ja, an wen müssen sich die Käufer wenden?
Ich werde doch nicht die Buchpreisbindung unterlaufen 😊

Lieber Herr Koss, ganz herzlichen Dank nicht nur für dieses Gespräch, sondern auch für die stets konstruktive Zusammenarbeit und den offenen, kreativen Austausch, den wir über die Jahre erleben durften. Wir wünschen Ihnen für Ihr neues Kapitel als Autor jede Menge Inspiration, Freude am Schreiben – und natürlich viele kleine und große Geschichten, die genauso begeistern wie Ihre Arbeit in der Spielwarenwelt.
Ihr Team von planet toys
„Fragmente eines Kokons“ – die 50 Jahre umspannende Geschichte einer großen Liebe in einer vergehenden Welt von Thorsten Koss
Was, wenn Albträume plötzlich Wirklichkeit werden – für alle außer einen?
Thorsten Koss erzählt in seinem Debütroman „Fragmente eines Kokons“ von einer Welt, die sich auf bedrohliche Weise verändert. Ein intensiver Roman über Isolation, Liebe, Hoffnung – und den Blick in einen unbekannten Abgrund.

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