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Temu wächst und wächst. Sehr zum Ärger des etablierten Handels. Aber wenn auch der Erfolg überwältigend erscheint – es ist alles andere als ein Selbstläufer. Zunehmend formiert sich Gegendruck von allen Seiten: Verbraucherschutz, EU-Kommission und zuletzt sogar das Bundeskartellamt.

Lesen Sie jetzt, welche Kräfte im Spiel gegen Temu am Wirken sind.

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Der Höhenflug von Temu sorgt für Staunen und Stirnrunzeln zugleich. Mit einem Wachstum von rund 285 Prozent in nur zwölf Monaten hat sich das chinesische Billigportal auf Platz fünf der umsatzstärksten Online-Marktplätze in Deutschland katapultiert. Das zeigt die aktuelle Studie E-Commerce-Markt Deutschland 2025 von EHI und ECDB. Ein Erfolg, der die Marktmechanik aufmischt – und zunehmend auch die Behörden in Bewegung setzt. Denn was als Preissensation begann, entwickelt sich zu einem regulatorischen Kraftakt. Spielwarenhändler, Importeure und Hersteller sehen sich mit einer neuen Realität konfrontiert: Milliarden Kleinsendungen, kaum kontrollierbare Lieferströme – und ein Preisdruck, der selbst margenstarke Marken ins Wanken bringt.

Wenn billig zum Risiko wird

Verbraucherschützer warnen seit Jahren vor unsicheren Produkten, besonders im sensiblen Spielzeugbereich. Eine aktuelle Stichprobe des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) ergab: Bei keinem der 30 geprüften Angebote waren alle Pflichtangaben korrekt. Doch die Käufer stört das offenbar wenig – der Preis überstrahlt das Risiko. Für die Branche ist das gefährlich. Spielzeug gehört zu den am strengsten regulierten Warengruppen der EU. Fehlen CE-Kennzeichen oder sind chemische Grenzwerte überschritten, steht nicht nur das einzelne Produkt infrage, sondern das Vertrauen in die gesamte Kategorie. Wer sich an Vorschriften hält, hat plötzlich einen Kostennachteil – und kämpft gegen Billiganbieter, die keine Prüfprozesse durchlaufen. Für seriöse Händler und Hersteller wird es zur Frage des Überlebens.

Klagen, Zölle, Gegenwind

Wie Anfang Oktober die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtete, hat das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz über den Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Verbandsklage gegen Temu beim Handelsgericht Wien eingebracht. Die Vorwürfe: irreführende Rabattaktionen, manipulative Designelemente („Dark Patterns“) und Datenschutzverstöße. Rechtsgrundlage sind das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) und der Digital Services Act (DSA). Laut VKI könnte das Verfahren ein Präzedenzfall für den europäischen Verbraucherschutz werden. Auch Brüssel beobachtet genau, ob nationale Behörden mit den neuen DSA-Regeln durchgreifen können. Die EU-Kommission hatte bereits im Sommer 2025 vorläufig festgestellt, dass Temu einzelne DSA-Pflichten – etwa beim Umgang mit illegalen Produkten – nicht ausreichend erfülle.

Neueste Entwicklung zum Thema Gegendruck für Temu: Jetzt hat auch das Bundeskartellamt ein Verfahren eingeleitet. Dabei geht es um die Händlerkonditionen und den Einfluss den Temu auf Preisgestaltung der Händler auf dem deutschen Onlinemarktplatz ausübt. Unter anderem besteht der Verdacht, das Temu die Endverkaufspreise bestimmt. Dem Bundeskartellamt liegt diesbezüglich auch eine Beschwerde des Handelsverband Deutschland - HDE - e.V. gegen Temu vor. 

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In wenigen Wochen startet die weltgrößte Messe für Gesellschaftsspiele.

Vom 23.10. bis zum 26.10.2025 werden auch Zoch, Schipper, Eichhorn und Noris-Spiele ihre Neuheiten auf der SPIEL 2025 in Essen vorstellen.

Für Besucher stehen neue kreative Trendthemen und kurzweilige Familienspiele zum Testen bereit.

Ein weiteres Highlight erwartet die Gäste auf der Neuheitenschau am 22.10. oder auf dem Stand von Zoch und Noris-Spiele in Halle 6, K110.

Parallel wächst der Druck von außen. Rund 12 Millionen Pakete erreichen laut EU-Kommission täglich den europäischen Binnenmarkt, davon 400.000 allein Deutschland – über 90 Prozent aus China. Das größte Schlupfloch bleibt die Zollfreigrenze von 150 Euro. Alles darunter bleibt zollfrei – und wird selten kontrolliert. Für Behörden ist das kaum zu stemmen. Ein Blick in die USA zeigt, was passieren kann, wenn der Gesetzgeber eingreift. Dort wurde die sogenannte de-minimis-Ausnahme, eine Zollfreiheit für Sendungen bis 800 US-Dollar, am 29. August 2025 aufgehoben. Seitdem müssen auch Kleinsendungen verzollt werden. Laut einer Reuters-Analyse sank die Zahl der täglichen Temu-Nutzer in den USA daraufhin um fast die Hälfte. Temu reagierte mit neuen Logistiklagern in Mexiko und den USA, um Kosten zu umgehen – und verschiebt seine Marketing- und Wachstumsschwerpunkte zunehmend nach Europa.

Handel fordert Fairness

Der Digital Services Act (DSA) verpflichtet große Plattformen wie Temu zu Transparenz, Produktsicherheit und Risikobewertung. Während gegen AliExpress bereits ein Verfahren läuft, befindet sich Temu noch in der Prüfphase. Parallel bringt die neue EU-Spielzeugverordnung strengere Nachweispflichten, einen digitalen Produktpass und das Verbot gefährlicher Chemikalien wie PFAS. Auf dem Papier ist das ein Fortschritt, in der Praxis bleibt die Durchsetzung schwierig. Nationale Marktaufsichten klagen über Personalmangel, fehlende digitale Werkzeuge und eingeschränkte Zugriffsrechte.

In Deutschland legte die Bundesregierung Anfang 2025 einen Aktionsplan zur Marktüberwachung vor – mit Investitionen in Kontrollsysteme und mehr Zollpersonal. Doch zwischen Anspruch und Umsetzung klafft eine Lücke, und genau diese nutzt Temu. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert daher rasches Handeln. In seinem 10-Punkte-Papier verlangt er faire Wettbewerbsbedingungen, die Abschaffung der Zollfreigrenze und gleiche Pflichten für alle Anbieter – egal ob aus Duisburg oder Dongguan. Laut einer Bitkom-Umfrage sehen 92 Prozent der Onlinehändler systematische Rechtsverstöße durch Plattformen wie Temu oder Shein. 78 Prozent plädieren sogar für ein befristetes Verkaufsverbot, bis gleiche Regeln gelten. Während Temu mit PR-Offensiven – etwa dem Beitritt zur International Trademark Association (INTA) – versucht, Seriosität zu zeigen, bleiben Zweifel groß. Im Handel wächst die Sorge, dass Billigimporte Margen und Vertrauen zugleich untergraben. Für die Spielwarenbranche gilt: Nur wer Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit klar kommuniziert, bleibt konkurrenzfähig. Temus Erfolgsmodell – billig, schnell, grenzenlos – stößt an seine Grenzen. Und während Behörden noch prüfen, rollen die Pakete weiter – Tag für Tag, Million für Million.

 FACTS & FIGURES
Temu und der Markt 2025

Platzierung in Deutschland: Rang 5 der größten Online-Marktplätze

Wachstum: +285 % (YoY)

Umsatz (GMV): ca. 3,4 Mrd. €

Kleinsendungen in die EU: 4,6 Mrd. / Jahr (≈ 12 Mio. täglich)

Zollfreigrenze EU: 150 €

US-Nutzer nach Zolländerung: –48 % (rückläufig)

Bitkom-Umfrage: 92 % sehen Rechtsverstöße bei Billigplattformen

 

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